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Alltag im freien Germanien ....
Wir können nicht sagen: "So ist ein Tag vor ca. 2000 Jahren abgelaufen". Bekanntlich gibt es keinerlei schriftliche Zeugnisse unserer Vorfahren. Wie der ganz normale Alltag einer Familie im freien Germanien aussah, kann man nur an Hand von archäologischen Befunden und den darauf beruhenden Schlussfolgerungen annähernd nachvollziehen. Aber auf den Punkt genau werden wir es wohl trotzdem niemals wissen.
Fakt ist - Die Menschen lebten als Bauern in Großfamilien. Ein Gehöft bestand aus einem Wohnhaus ( Langhaus oder Wohnstallhaus ), einem oder mehreren, meist auf Stelzen gebauten Speichern und kleineren Arbeitshütten. Mehrere Gehöfte in unmittelbarer Nähe zueinander bildeten ein Dorf. Falls sämtliche Gebäude fensterlos waren, wird man wohl alle Aktivitäten ins Freie verlegt haben, soweit es die Witterung zuließ. In die kleineren Arbeitshütten fiel durch die verhältnismäßig große Türöffnung noch so viel Licht ein, dass nahe der Tür ein Webstuhl aufgestellt werden konnte oder Gerätschaften zum Bearbeiten von Holz, Eisen, Ton, Knochen, Leder usw. . Im hinteren Teil der Hütte lagerte das entsprechende Rohmaterial und die fertigen Produkte. Durch den eingetieften, gestampften Lehmboden herrschte auch an trockenen Sommertagen ein angenehmes Raumklima mit genügend Luftfeuchtigkeit, was besonders für den Weber, den Knochenschnitzer und für die Holzbearbeitung wichtig ist. Meist werden aber die Handwerker unter dem vorgezogenen Dach vor ihrer Arbeitshütte ihrem Tagwerk nachgegangen sein. Handwerker.... ? Spezialisierte Handwerker gab es schon lange vor unserer Zeitrechnung. Sie verdienten sich zumindest den größten Teil ihres Lebensunterhaltes durch die Produktion von Gebrauchsgegenständen, Waffen, Trachtzubehör oder Schmuck, die im Hauswerk entweder gar nicht oder nicht in der von ihnen erreichten Qualität hergestellt werden konnten. Der Austausch solcher Produkte sowie der Rohstoffe, die für deren Herstellung nötig aber nicht überall zu finden waren, bildeten den Ursprung des Handels. ( Dieser ist aber irgendwann in der Steinzeit zu suchen, vor 2000 Jahren war das schon "Schnee von gestern") So lebten in einem germanischen Dorf( wie auch in einem keltischen.... ) vielleicht ein Schmied, ein Töpfer, ein Bronzegießer ein Knochenschnitzer, ein Lederer, ein Drechsler, ein Weber ... das waren wohl die häufigsten "Berufe" jener Zeit - Bauern waren sie aber alle.
Eingezäunte Viehweiden, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. Vielmehr wurden die angebauten Kulturpflanzen durch Flechtzäune vor den freilaufenden Ziegen und Schafen, vor Schweinen und Rindern geschützt. Im Sommer werden sich wohl die Weidetiere an den nahegelegenen Waldrändern und den wenigen Wiesen ihr Futter selbst gesucht haben, die Schweine fanden auf den jeweils brachliegenden Äckern ( 2- Felder- Wirtschaft ) , auf denen man gelegentlich die Abfälle entsorgte, und im Wald genügend Fressbares. Es ist auch vorstellbar, dass die Weidetiere, wie man es heute noch in abgelegenen alpinen Höfen kennt, am Abend von selbst nach Hause kamen und gemolken wurden. Milch und alles, was man daraus machen kann, war ein wichtiger Bestandteil des Speiseplanes. Bereits seit der Bronzezeit verwendete man Siebgefäße zur Herstellung von Quark . Zumindest im Winter lebten die Rinder, das Wertvollste, was eine Bauernfamilie besaß, mit den Menschen unter einem Dach. Da man für diese Zeit auch Futter für das Vieh einlagern musste ist es denkbar, dass die nicht für die Zucht vorgesehenen Jungtiere im Herbst geschlachtet und ihr Fleisch getrocknet oder gepökelt und geräuchert wurde. Die Langhäuser waren in einen Wohn- und Schlafbereich für die Menschen und einen Stallbereich für die Tiere geteilt. Aus Flechtwerk, welches von beiden Seiten mit einer dicken Schicht Lehm bestrichen wurde, bestanden die Wände. Mitunter hatte man den Innenraum weiß gekalkt. Die Dächer wurden wahrscheinlich mit Holzschindeln, Schilf oder Grassoden gedeckt, je nachdem, was die Natur hergab. Im Wohnbereich brannte ein offenes Feuer. Durch die hohen Decken und den Luftabzug im Giebel ist es durchaus möglich, mit trockenem Weichholz rauchfrei zu heizen. Ringsum an den Wänden befanden sich die Schlafnischen. Wenn man ein solches Haus mit Fellen und Matten ausstattet, mit dem entsprechenden Hausrat auf den Regalen an den Wänden und einen Topf mit Fleischbrühe oder heißem Honigbier ans Feuer stellt, ist es gar nicht so " zugig und verraucht " wie es einst Tacitus beschrieben hatte. In diesem einen Raum wurde geschlafen, gegessen und der Abend verbracht. Hier kamen die Kinder zur Welt und wer nicht auf dem Schlachtfeld starb, verbrachte hier die letzten Stunden seines Lebens. Der Tod war ein vertrauter Begleiter der Lebenden. Damals stand die Alterspyramide noch auf ihrer Basis. Es gab wesentlich mehr Kinder als heute, dagegen waren "ältere" Leute ( 50 ) seltener anzutreffen. Die Kindersterblichkeit war sehr hoch, doch wer das 4. Lebensjahr gesund überstand, hatte gute Chancen erwachsen zu werden. Frauen starben nicht selten an den Folgen einer der zahlreichen Geburten und in unruhigen Zeiten kamen die Männer im Kampf ums Leben. Wenn die Ernte spärlich ausfiel, das Vieh starb und der Winter besonders lang und hart war, forderte der Hunger seine Opfer. Möglicherweise führte eine Klimaveränderung, gefolgt von Missernten und damit mehreren Hungerjahren in Folge, zum Exodus der Kimbern und Teutonen. Deren Schicksal ist aber nicht mit dem aller germanischen Stämme gleichzusetzen. Zwischen den bekannten Wanderungen vom Norden nach Süden und während der späteren Völkerwanderung vom Osten nach Westen gab es auch Regionen und Zeiten der relativen Ruhe. Eine wichtige Rolle spielte auch das Verhältnis des jeweiligen Stammes gegenüber den römischen Besatzern. Feindlich gesinnte Stämme wurden vertrieben, die mit Römern sympathisierenden in der " Pufferzone" nahe des Limes angesiedelt. Handelsgüter aus den südlichen römischen Provinzen fanden ihren Weg ins tiefste Germanien, im Gegenzug hatten auch die Barbaren den Römern etwas zu bieten: Seife, blondes Frauenhaar, Bernstein ,Vieh ( Gänse) und etwas, worauf das Imperium nicht verzichten wollte: - Menschen - Die Weltmacht Rom benötigte ständig Männer im wehrfähigen Alter, um die zur Stabilisierung der Grenzen notwendigen Legionen aufzustellen. Die kampferprobten germanischen Krieger, welche die römischen Legionäre um Haupteslänge überragten, wurden als Hilfstruppen eingesetzt. Und weil sie sowie so an das raue nördliche Klima ohne jeglichen Luxus gewöhnt waren, vornehmlich in Germanien. Nicht wenige junge Männer pro römisch gesinnter Stämme traten in den Dienst der römischen Armee , ohne dass sie jemand dazu überreden musste. Das Leben in einem Kastell bot schließlich den nicht gerade verwöhnten Barbaren einen Luxus, den sie sich als Bauer niemals hätten leisten können. Viele Legionen wurden lediglich entlang der Provinzgrenzen zu deren Sicherung eingesetzt, große Schlachten waren daher nicht an der Tagesordnung. Und ganz ohne kriegerische Auseinandersetzung lebte man auch im tiefsten Germanien nicht: Germanen kämpften gegen Germanen, Germanen gegen Kelten, Germanen und Kelten gegen Römer und später Germanen und Römer gegen Hunnen und umgekehrt. Ein Auxiliar- Soldat, der nach Ende seiner Dienstzeit ( 20 oder 25 ? Jahre) nach Hause zurückkehrte, brachte ein kleines Vermögen mit, von dem er und seine Familie noch einige Zeit gut leben konnten. Besonders die Adligen sahen es gern, dass ihren Söhnen der Weg nach Rom offen stand, einigen von ihnen wurde sogar das römische Bürgerrecht verliehen. Das förderte zum einen die diplomatischen Beziehungen einiger Stammesfürsten zu den römischen Okkupanten, zum anderen entstand ein regelrechter Transfer von technischem know - how und mediterraner Lebensart. In den Häusern der germanischen Oberschicht fanden sich Terra- Sigillata, Gläser, Öllampen usw. Römische Militärgürtel zierten die Taillen hochgestellter germanischer Hausherrinnen, Weinsiebe waren ein Muss für die "Germanin von Welt" und Moretum, ein typisch römisches Gericht aus mediterranen Kräutern, Olivenöl und Käse wurde in der eigens dafür hergestellten Reibeschale im Land der Saale angerichtet. ... Wie hat nun der ganz normale Alltag im freien Germanien ausgesehen ?......
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